Hypnose FAQ

Hypnose FAQ
Häufig gestellte Fragen

von Hans-Peter Zimmermann


Was ist Hypnose?


Es gibt verschiedene Theorien darüber, was Hypnose genau ist. Meine Definition lautet: Hypnose ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der dafür sorgt, dass ein direkterer Zugriff auf unbewusste Vorgänge möglich wird. Die Suggestibilität, also die Bereitschaft, Suggestionen anzunehmen, wird dabei erhöht. Das ist darauf zurückzuführen, dass das „kritische Filter“, also die Instanz in uns, die darüber wacht, welche Suggestionen zu uns passen und welche nicht, durchlässiger gemacht wird.

Kann man Hypnose missbrauchen?


Selbstverständlich. Genau so, wie man einen Hammer dazu verwenden kann, etwas Schönes zu bauen, oder auch Menschen umzubringen, genau so kann man das Werkzeug der Hypnose für ethisch hoch stehende Zwecke verwenden wie auch für egoistische oder gar kriminelle Absichten.

Muss man sich für Hypnose entspannen können?


Nicht unbedingt. Damit man von Hypnose sprechen kann, braucht es eine Trance, Rapport und Suggestionen.
Auf die verschiedenen Arten von Trance komme ich gleich zu sprechen. Definieren wir noch rasch „Rapport“. Das ist die verbale und nonverbale Bezogenheit von Menschen aufeinander. Grob vereinfacht könnte man sagen „das Vertrauensverhältnis zwischen Hypnotiseur und Hypnotisand“. Eine genauere Definition von Rapport findest Du hier.
Suggestionen sind Handlungsvorschläge (von lateinisch suggerere = hinzufügen, unterschieben). Mit Suggestibilität bezeichnet man das Maß an Bereitschaft, diese Vorschläge anzunehmen oder als neues „geistiges Programm“ im Unterbewusstsein zuzulassen.
Nun aber zum Thema Trance. Viele Leute denken beim Wort „Trance“ immer nur an die Entspannungs-Trance. Es gibt jedoch genau so Erregungs-Trancen, z.B. bei Pop-Konzerten, beim rituellen Trommeln, bei Panik-Situationen, aber auch beim Sex. In all diesen Situationen ist das Bewusstsein genau so eingeengt, die Wahrnehmung selektiv und die Suggestibilität erhöht.

Ist man in Hypnose willenlos?


Willenlos nicht. Man hat allerdings wenig Lust, sich den Suggestionen des Hypnotiseurs zu widersetzen. Das kann in der Hypnotherapie Vorteile haben, denn es ermöglicht das „Installieren“ von neuen, hilfreichen geistigen Programmen. Es kann jedoch genau so missbraucht werden. Grundsätzlich gilt: Wer im normalen Wachzustand, den man übrigens Vigilanz nennt, willenlos ist, wird es in Hypnose erst recht sein. Wer über eine gewisse Intelligenz verfügt, der wird diese Intelligenz auch in Hypnose nicht ablegen, sondern die Suggestionen selektiv befolgen.

Ist jeder hypnotisierbar?


Entgegen dem, was andere Experten behaupten, sage ich „ja“. Nur weil sich jemand in einer bestimmten Situation weigert, in eine Entspannungs-Trance zu gehen, heißt das noch lange nicht, dass er nicht unzählige Male hypnotische Situationen erlebt hat. Wenn sich jemand in einer bestimmten Situation nicht hypnotisieren lässt, dann liegt das entweder an mangelndem Rapport, oder es ist eine Form von Therapie-Resistenz. Das heißt, der Proband hat Angst, sich gehen zu lassen, weil er in Trance Dinge wiedererleben könnte, mit denen er nicht umgehen zu können glaubt. Das ist eine wichtige Schutzfunktion, die unser Unterbewusstsein da für uns erfüllt. Und es ist aus diesem Grund für schwer traumatisierte Menschen eine ganz schlechte Idee, sich als Versuchskaninchen bei einer Show-Hypnose zu melden. Falls sie sich auf die Hypnose einlassen können, kann es zu einer Retraumatisierung kommen, mit der der durchschnittliche Bühnen-Hypnotiseur nicht umgehen kann.

Wie merke ich, ob ich in Hypnose bin oder war?


Hypnose hat zunächst einmal einen psychologischen Effekt. Diesen Effekt kannst Du erst mit ein paar Tagen oder Wochen Verzögerung überprüfen. Dass der psychologische Effekt eingetroffen ist, merkst Du daran, dass die von Dir gewünschten Veränderungen in Sachen Emotionen, Denken und Verhalten eingetroffen sind.
Zu den Effekten, die Du sofort überprüfen kannst, gehören all die zum Teil spektakulären Phänomene, die direkt ins Nervensystem des Probanden eingreifen. Man nennt diese Phänomene auch „Convincer“ (von englisch convince = überzeugen), weil sie den Probanden davon überzeugen, dass da etwas Außergewöhnliches im Spiel ist.
Zu den neurologischen Phänomenen gehören:

  • Hypermnesie: Gesteigerte Erinnerungsfähigkeit oder Rückgängigmachen von Amnesie. Ist bei den meisten Menschen bereits in leichter Trance möglich und erlaubt das Aufarbeiten seelischer Blockaden.
  • Amnesie: Erinnerungsverlust. Ist wesentlich schwieriger zu produzieren als Hypermnesie. Außerdem ist Amnesie immer nur sehr oberflächlich und kann schnell rückgängig gemacht werden.
  • Katalepsie: Verharren in einer bestimmten Körperhaltung. Ein Arm kann zum Beispiel stundenlang starr in der Luft bleiben. Auch dieses Phänomen können die meisten Menschen leicht produzieren.
  • Ideomotorik: Signale, die vom Unterbewusstsein direkt ans motorische Nervensystem (also an die Muskeln) gesandt werden. Auch dieses Phänomen ist relativ leicht zu produzieren und übrigens in Form von Körpersprache jedem bekannt.
  • Anästhesie/Analgesie: Gefühllosigkeit und Schmerzlosigkeit. Mit einem geeigneten Skript relativ einfach zu produzieren, sofern genügend Motivation vorhanden ist (Angst vor Schmerz kann das Phänomen verunmöglichen). Dabei gibt es drei Stufen: 1. Der Schmerz wird noch empfunden, ist einem jedoch egal (Heraufgesetzte Schmerzgrenze). 2. Der Schmerz ist nicht mehr zu spüren (Analgesie). 3. Nicht einmal die Berührungen werden gespürt (Anästhesie).
  • Halluzinationen: Sinnestäuschungen. Positive Halluzination bedeutet, es wird etwas wahrgenommen, was NICHT da ist. Negative Halluzination bedeutet, es wird etwas NICHT wahrgenommen, was da ist. Dabei sind die fünf Sinne unterschiedlich leicht auszutricksen.

Wichtig zu wissen: Nur weil ein Proband nicht fähig ist, ein bestimmtes hypnotisches Phänomen auf Anhieb zu produzieren, bedeutet das noch lange nicht, dass der psychologische Effekt ausbleibt!

Was kann Hypnotherapie bewirken?


Neben den Indikationen der klassischen Hypnose, die Du hier nachlesen kannst, bieten die aufdeckenden Verfahren, die ich anwende und lehre, viele zusätzliche Möglichkeiten.
Ich stehe jedoch als Hypnosetherapeut nur noch an meinen Seminaren zur Verfügung, das heißt, ich therapiere vor den Augen meiner Studenten, damit sie meine Techniken in anschaulicher Weise lernen können.

Gibt es Kontraindikationen für Hypnotherapie?


Ja, die gibt es. Bei Realitätsverlust ist Hypnose auf keinen Fall anzuwenden. Realitätsverlust ist dann gegeben, wenn der Klient Halluzinationen oder Denkstörungen erlebt. Auch bei anderen Ich-Störungen ist die Indikation immer durch einen Psychiater zu überprüfen.
Bei Persönlichkeitsstörungen ist Hypnose zum Teil anwendbar, aber die Wirkung ist fraglich.
Bei schwer traumatisierten Menschen ist sehr viel Vertrauen nötig, weil sie durch die Hypnose an die Ohnmacht der damaligen traumatischen Situation erinnert werden und unter Umständen aus lauter Angst vor Kontrollverlust nicht in Trance gehen.

Gibt es Fälle, wo jemand aus der Hypnose nicht zurückkam?


Ganz klar nein. Es gibt genau zwei Richtungen, die eine Trance nehmen kann: Entweder sie geht zurück in die Vigilanz (den Wachzustand) oder aber in den Schlaf. Wer einschläft, wird nach spätestens acht Stunden (meistens wesentlich früher) ganz normal wieder aufwachen.
Die enorm spärlichen Fälle, wo jemand trotz De-Hypnose die Augen nicht aufmachte, kann man wie folgt erklären:

  • Der Proband ist enorm überarbeitet oder geht gerade durch eine mühsame Lebensphase und möchte noch ein wenig in Trance bleiben. Lösung: Man lässt ihn ruhen, bis er aufwacht. Wenn er den Behandlungsraum blockiert, sagt man ihm das, und er wird trotz innerem Widerstand aufwachen.
  • Der Proband hat schon mal „davon gehört“, dass Leute aus der Trance nicht zurück kommen und findet das interessant oder will den Hypnotiseur auf die Probe stellen. Lösung wie oben.

Weiß ich nach der Hypnose nichts mehr von der Sitzung?


Doch. Es sei denn, der Therapeut hat Dir vor Abschluss der Sitzung Amnesie suggeriert. Es gibt Therapeuten, die das tun, angeblich um den Klienten vor unkontrolliert auftretenden Erinnerungen zu schützen. Ich und meine Studenten lehnen das strikte ab, und zwar aus folgenden Gründen:

  • Die Amnesie ist sowieso nur oberflächlich und kann durch äußere Ereignisse leicht aufgehoben werden.
  • Wenn ich es nicht schaffe, die Erinnerungen des Klienten sauber zu integrieren, bevor er meine Praxis verlässt, bin ich ein schlechter Therapeut.
  • Ein Klient hat meiner Meinung nach das unanfechtbare Recht, sich an alles zu erinnern, was er erlebt hat.

Was allerdings oft vorkommt, und zwar beim Klienten wie auch beim Therapeuten, ist eine natürlich auftretende Amnesie. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich beide ein paar Tage später nur noch an etwa 20 Prozent der Sitzung erinnern. Ich habe aus diesem Grund früher sämtliche Sitzungen aufgezeichnet und dem Klienten mitgegeben. Das hat sich jedoch als hinderlich für den Therapie-Erfolg herausgestellt. Der Klient soll sich ja gerade darauf verlassen können, dass die Veränderungen im Unbewussten stattgefunden haben; wenn er sich die Sitzung immer wieder anhört, verfällt er in den Irrtum, dass er bewusst etwas tun muss für die Heilung.

Was ist der Unterschied zwischen Hypnose und klinischer Hypnose?


Klinische Hypnose ist einfach Hypnose zum Zweck der Therapie. Es gibt daneben noch die experimentelle Hypnose, die der Forschung dient, die forensische Hypnose zur Aufdeckung von Kriminalfällen, und die (fragwürdige) Show-Hypnose zum Zweck der Unterhaltung.

Hat Hypnose mit Esoterik zu tun?


Nein. Viele Laien wissen leider nicht, dass Hypnose in England und Amerika bereits seit 1957 respektive 1958 ein medizinisch anerkanntes Verfahren ist, und dass sie auch von den meisten europäischen Ärztegesellschaften offiziell anerkannt und erforscht ist.

Wo finde ich einen Hypnose-Therapeuten?


Wenn Du darauf angewiesen bist, dass die Krankenkasse Deine Behandlung bezahlt, bist Du mit den ärztlichen Hypnose-Gesellschaften am besten bedient. Daneben gibt es viele private Ausbilder, die ihre eigenen Listen führen. Über deren Qualität musst Du Dir selbst ein Bild machen.

Wo kann ich Hypnose lernen?


Wenn Du Arzt oder Psychotherapeut bist und eine offizielle Anerkennung der Ausbildung anstrebst, wende Dich an die medizinischen Hypnose-Gesellschaften. Über die privaten Ausbilder musst Du Dir selbst ein Bild machen. Hier gibt es eine Übersicht über das Seminar-Programm der Lebensschule Schweiz.