Unternehmensaufstellungen

Probleme lösen mit Unternehmensaufstellungen!


Hans-Peter Zimmermann zeigt Dir an einem konkreten Beispiel, wie systemische Arbeit Einblicke in unternehmerische Probleme liefern kann…


Bist Du Inhaberin oder Inhaber eines Kleinbetriebs?
Gibt es Fragen in Deinem Betrieb, auf die Du keine Antwort weißt?
Möchtest Du auf teure Unternehmensberater verzichten und die Dinge lieber selbst an die Hand nehmen?
Dann solltest Du Dir das Management-Tool „System-Aufstellen“ einmal genauer ansehen. Was System-Aufstellen genau ist und warum es funktioniert, kannst Du im Programm meines Seminars Systemisches Arbeiten nachlesen. Dieses Seminar findet drei Mal pro Jahr statt und ist für Mitglieder des HPZ-Insider-Clubs kostenlos!


Wenn Du wissen möchtest, wie ein Unternehmer sein größtes Problem mittels systemischer Arbeit gelöst hat, Lies hier ein Beispiel des Firmen-Systemstellens…


Die Ausgangslage


Ein Teilnehmer sagt:
„Ich habe einen Großhandels-Betrieb mit 15 Mitarbeitern. Die Fluktuationsrate ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das jagt mir die Kosten so in die Höhe, dass es bald nicht mehr tragbar ist. Ich frage die Abgänger immer, warum sie kündigen. Sie beteuern jeweils, dass es mit mir nichts zu tun habe, aber mehr sagen sie nicht. Ich möchte wissen, ob das stimmt.“

Moderator:
(zu den Teilnehmern) „Fluktuationsrate bedeutet viel Personalwechsel.“
(zum Unternehmer) „Aus was für Abteilungen besteht deine Firma?“

Unternehmer:
„Vier Personen sind im Verkauf tätig, acht in der Spedition, zwei in der Buchhaltung, und ich.“

Moderator: „Das sind 15 mit dir?“

Unternehmer:
„Dann noch meine Sekretärin, Frau Müller. Sie ist Mädchen für alles.“

Moderator:
„Für alles?“

Unternehmer:
„Ja, halt meine rechte Hand. Sie ist auch zuständig fürs Personalwesen. Sie verwaltet meine Termine und so. Die ist absolut unentbehrlich.“

Moderator:
„Okay. Stelle bitte auf:

  • Dich
  • Frau Müller (Chef-Sekretärin)
  • Den Chef der Buchhaltung
  • Den Verkaufsleiter
  • Den Speditionschef

Erklärung:
Eine runde Figur bedeutet eine Frau, eine eckige einen Mann. Die Kerbe zeigt die Richtung an, in der die Person blickt.


Die Exploration


Moderator:
(zum Teilnehmer, der den Chef darstellt) „Wie geht’s dir?“

Darsteller des Chefs:
„Eigentlich gut. Ich bin froh, dass meine Sekretärin hinter mir steht. Sie gibt mir Sicherheit. Die anderen kann ich gut sehen. Allerdings schaut mich der Verkaufsleiter etwas skeptisch an, was ich nicht verstehe.“

Moderator:
(zum Verkaufsleiter) „Du schaust skeptisch?“

Darsteller des Verkaufsleiters:
„Sie ist mir nicht geheuer. Sie spielt ein falsches Spiel.“

Moderator:
„Die Sekretärin spielt ein falsches Spiel?“

Darsteller des Verkaufsleiters:
„Ja, und der Chef merkt es nicht. Das nervt. Mein Gott, das nervt wirklich.“

Moderator:
(zur Darstellerin der Sekretärin) „Du spielst ein falsches Spiel? Was sagst du dazu?“

Darstellerin der Sekretärin:
(verächtlich) „Das sind doch alles unfähige Trottel.“

Moderator:
„Wen meinst du?“

Darstellerin der Sekretärin:
„Alle. Hier der Verkaufsleiter, die Buchhaltungs-Chefin, der Speditionsleiter, alle unfähig.“

Moderator:
„Und der Chef?“

Darstellerin der Sekretärin:
„Der sowieso. Nur den habe ich im Griff. Solange der nach meiner Pfeife tanzt, kann ich die Firma über Wasser halten.“


Der Realitäts-Check


Moderator:
(zum richtigen Chef, der bisher nur zugeschaut hat)
„Macht das Sinn für dich?“

Richtiger Chef:
„Also, dass die Frau Müller alle für Trottel hält, ist neu. Aber es gab schon mal Gerüchte, sie sei eine Intrigantin. Ich wollte das damals nicht wahrhaben, denn ohne sie wäre ich aufgeschmissen. Aber es würde erklären, warum wir so viel Personalwechsel haben.“

Moderator:
„Warum hat dir denn bisher niemand gesagt, wo das Problem liegt? Was glaubst du?“

Richtiger Chef:
„Na ja, die Frau Müller ist ja auch zuständig für die Abgangszeugnisse. Ich denke, die wollen es sich mit ihr nicht verderben.“

Darstellerin der Buchhaltungs-Chefin meldet sich:
„Darf ich was sagen? Ich glaube, der Chef möchte das auch gar nicht hören. Der ist so überzeugt, dass Frau Müller hinter ihm steht.“

Moderator:
(zum richtigen Chef) „Also, jetzt haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wählen wir die therapeutische Variante und versuchen heraus zu finden, warum Frau Müller so geworden ist. Das würde allerdings bedeuten, dass sie einsieht, dass das Problem hauptsächlich bei ihr liegt, und dass sie sich therapieren lässt.
(zur Darstellerin der Sekretärin): Siehst du ein, dass du ein Problem hast?“

Darstellerin der Sekretärin:
„Ich? Ein Problem? Die anderen haben Probleme, nicht ich.“

Moderator:
(zum richtigen Chef) „Es sieht eher so aus, als ob da keine Krankheits-Einsicht besteht. Wie siehst du das?“

Richtiger Chef:
„Das kann ich mir bei Frau Müller auch nicht vorstellen. Außerdem muss ich ja nicht ihre privaten Probleme lösen. Ich muss jetzt dringend dafür sorgen, dass der Laden wieder läuft.“

Moderator:
„Möchtest du etwas ausprobieren?“

Richtiger Chef:
„Ja, ich habe mir schon überlegt, eine Personalverantwortliche einzustellen. ich habe auch schon eine sehr fähige Frau in Aussicht. Mich würde interessieren, wie das System darauf reagiert.“


Was wäre, wenn…?


Moderator:
„Dann stelle bitte mal eine Darstellerin für die neu zu besetzende Stelle der Personalchefin auf.“

Richtiger Chef:
(stellt auf)

Moderator:
(lässt die neue Situation wirken und beobachtet die Gesichter der Darsteller. Die drei auf der rechten Seite werden fröhlicher. Die Sekretärin wird unruhig.)

Moderator:
(zur Darstellerin der Sekretärin) „Was ist mit dir?“

Darstellerin der Sekretärin:
„Nein, nein, nein, so geht das nicht.“

Moderator:
„Was geht nicht?“

Darstellerin der Sekretärin:
„Die wollen mich verdrängen. Das lasse ich nicht zu.“

Moderator:
„Die wollen dich nicht verdrängen. Die wollen nur das Beste für die Firma.“

Darstellerin der Sekretärin:
„Dass ich nicht lache. Diese Firma ist es nicht wert, dass man sie rettet.“

Moderator:
(zum Darsteller des Chefs) „Wie geht es dir?“

Darsteller des Chefs:
„Als die neue Mitarbeiterin kam, dachte ich ‚endlich passiert hier was‘. Ich finde es nur schade, dass die Sekretärin nicht mitspielt.“

Moderator:
„Hellinger sagt ja, wer die Verantwortung trägt, steht rechts.“
(zum Darsteller des Chefs) „Magst du mal mit der Personalchefin den Platz tauschen?“

(Chef und Personalchefin tauschen die Plätze)

Die Lösung


Moderator:
(zur Darstellerin der Sekretärin) „Und?“

Darstellerin der Sekretärin:
(sichtlich erregt) „Also, wenn das so ist, dann gehe ich. Da habe ich nichts mehr zu suchen.“ (Geht zur Türe raus und sagt beim Abgehen in rachsüchtigem Ton) „Ihr werdet schon noch sehen, was ihr anfangt ohne mich!“

(Alle verbleibenden Darsteller atmen auf, werden locker und fröhlich)

Moderator:
(zum Darsteller des Chefs) „Wie geht’s dir?“

Darsteller des Chefs:
„Das sind ganz neue Perspektiven. Als ob man mich von meinen Fesseln befreit hätte.“

Moderator:
(zur Darstellerin der Personalchefin) „Wie geht’s dir?“

Darstellerin der Personalchefin:
„Als die Sekretärin noch da war, kam ich mir benutzt vor. Dann, als ich rechts vom Chef stand, leicht überfordert. Jetzt fühle ich mich gut. Ich habe einen guten Draht zu den drei Chefs.“

Darsteller des Verkaufsleiters:
„Ich habe ein paar Mal gedacht, jetzt geh ich dann. Aber jetzt ist’s gut. Jetzt ist’s wirklich mit allen angenehm.“

Moderator:
(zum richtigen Chef) „Er wäre der nächste gewesen, der gekündigt hätte.“

Richtiger Chef:
„Er hatte sogar schon mal gekündigt. Ich habe ihn überredet zu bleiben.“

Moderator:
„Na ja. Innere Kündigung ist fast noch schlimmer.“

Richtiger Chef:
„Ich hatte keine Wahl. Ohne den kämen gar keine Aufträge mehr rein.“

Moderator:
(zu Speditionsleiter und Buchhaltungs-Chefin) „Und ihr?“

(Beide nicken): „Gut.“ „Let’s do it.“

Moderator:
(zum richtigen Chef) „Also, dann weißt du, was zu tun ist.“

Richtiger Chef:
„Aber die Müller wird niemals freiwillig gehen. Die ist mit dem Betrieb verheiratet.“

Moderator:
„Wart’s ab. Tu, was zu tun ist und dann schau weiter. Notfalls kannst du ihr immer noch kündigen.“

Richtiger Chef:
„Das wäre mir sehr unangenehm.“

Moderator:
„Unangenehmer als der Konkurs?“

Richtiger Chef:
„Nein, natürlich nicht.“

Moderator:
„Also, dann nimm deine Verantwortung wahr. Stelle dich bitte mal ins System an die Stelle des Chefs. Wie fühlst du dich?“

Richtiger Chef:
„Das ist gut. Das gibt Kraft. Doch, ich glaube, so kann ich es schaffen.“


Das Feedback


Es ist bei solchen Aufstellungen immer sinnvoll, eine weitere Person aufzustellen, die „die Zukunft des Betriebes“ darstellt. Wenn die sich schwach fühlt, oder wenn der Chef sie nicht sehen kann, weiß man, diese Konstellation hat keine Zukunft.

Ich habe diese Figur hier der Einfachheit halber weggelassen. Bei der richtigen Aufstellung war sie aber dabei. Sie schwächelte die ganze Zeit und wurde erst stark, als die Lösung gefunden war. Ein wichtiges Indiz in einer Firmen-Aufstellung, denn da geht es schließlich nicht nur darum, dass alle happy sind, sondern auch, dass der Betrieb eine Zukunft hat.

Vier Monate später schrieb der Unternehmer:
„Es war einfacher als ich dachte. Zwei Tage nachdem die neue Personalchefin ihre Arbeit aufgenommen hatte, war die Kündigung der Sekretärin auf meinem Tisch. Ich vermute, sie wollte mich damit erpressen. Sie war ganz erstaunt, als ich die Kündigung kommentarlos annahm und sie bat, unter Aufsicht den Schreibtisch zu räumen. Sie wollte dann noch gewisse Informationen zurück halten, und erst als ich ihr mit dem Gericht drohte, rückte sie alle Dossiers heraus. Jetzt, wo sie weg ist, vergeht fast kein Tag, an dem nicht irgend welche Ungeheurlichkeiten ans Licht kommen, die diese Frau in meinem Betrieb begangen hat. So viel zum Thema Loyalität…
Fazit: Es gibt zwar noch viel zu tun, aber wir freuen uns drauf!“